In den Jahren 1998 bis 2004 veröffentlichte Eidos Montreal die Thief Reihe, welche das Stealth-Genre für immer prägte. Nun erschien das Reboot zu der Serie mit dem schlichten Namen Thief, in dem wir wieder mit Meisterdieb Garret auf Beutezug gehen dürfen. Ob das Reboot gelungen ist oder nicht, das lest ihr jetzt.

Atmosphärische Level, Uninteressante Story

Zunächst möchte ich erwähnen: Dies ist ein Reboot der Thief-Serie, was bedeutet, dass die Vorgeschichte von Garret sowie die allgemeine Situation der Stadt komplett umgeschrieben wurde. Veteranen der Serie müssen hier also ein Auge zudrücken.
In dem Schleichspiel spielt ihr den Meisterdieb Garret, welcher sich zum Auftrag gemacht hat, sich an den Geldern der Wohlhabenden zu bereichern. Doch eines Tages passiert etwas Schreckliches: Garrets ehemaliger Schützling Erin kommt bei einem Unfall während einer Zeremonie angeblich ums Leben. Garret war in diesen verwickelt und wacht ohne Erinnerungen auf. Schnell findet er heraus, dass er ein Jahr lang weg gewesen ist und es bei der Zeremonie um die sogenannte „Urkraft“, die Kraft der Erde, gebündelt in dem „Urkraftstein“ ging und ein Teil dieser sowohl in Erin als auch in Garret überging. Nun gilt es herauszufinden, was mit Erin passiert ist, doch das ist nicht so leicht, denn „Die Stadt“, welche sich während des Spiels zunehmend verändert, regiert von dem blutrünstigen Baron Northcrest, steht am Rande des Chaos. Korrupte Wachen, eine Krankheit namens Schwermut, ein Widerstand, angeführt von dem Aktivisten Orion und die durch die Dampfmaschinen verpestete Luft setzen der Stadt ziemlich zu.

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Sowie die Atmosphäre als auch die Grafik sind sehr gelungen

Doch Garret geht diesen Konflikten normalerweise aus dem Weg. Zunächst erledigt er nur einige Aufträge von Basso, wird aber schon bald in die Konflikte und Geschichte der Stadt hineingezogen. Dabei finden wir uns oft in sehr abwechslungsreichen Leveln wieder. Von Freudenhäusern, über unterirdische Bibliotheken, bishin zu einer Psychatrie zeigen uns die Story-Missionen von Thief eine sehr dichte Atmosphäre und Charaktere, die viel Potential haben, dass aber in der oft uninteressanten Story leider nicht genutzt wird.

Die Story von Thief ist meistens, im Gegensatz zu den Konflikten der Stadt, uninteressant, dennoch sind die entsprechenden Missionen sehr abwechslungsreich und atmosphärisch gestaltet und sowohl Garret als auch die anderen Charaktere haben Potential, das ungenutzt bleibt.

 

Vielschichtiges Gameplay

Als Garret könnt ihr ab dem Prolog nun durch die Straßen der Stadt streifen und diese frei erkunden. Und das solltet ihr auch, denn auf den Dächern gibt es immer wieder Fenster die ihr aufbrechen und Wohnungen, in die ihr einsteigen könnt, um euch euer Gold zu holen. Dabei werden gesammelte Gegenstände, im Gegensatz zu den alten Thief Teilen, direkt in Gold umgewandelt, was für Verbesserungen und andere Gegenstände ausgegeben werden kann. Abseits von den Story-Missionen gibt es außerdem noch kleinere Kundenaufträge, die in einem speziellen Level-Abschnitt absolvierbar sind. Diese Areale sind dann recht großflächig, bieten viele Möglichkeiten und sind auch von Wachen umzingelt. Anders dagegen geht es in den Nebenmissionen von Basso zu: Hierbei müsst ihr in ein ganz normales Haus einbrechen und oft ein kleines Rätsel lösen. Durch gesammelte Dokumente und Gespräche der Bewohner und Wachen wird hierbei die Atmosphäre wieder einmal untermauert. Jedoch stören fehlende Wegpunkte, die minimale Kartenfunktion und die Tatsache, dass viele Objekte einfach wieder respawnen oder dass Dialoge erneut abgespielt werden, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommt. Dennoch kann man in der Stadt, wenn man nicht gerade einen der vielen Ladebildschirme vor sich hat, viel Zeit mit dem Erkunden verbringen. Während einiger Missionen hat man meistens die Wahl, zwischen dem Erkunden der Gegend mit Garrets Fähigkeit, dem sogenannten Fokus, um einen Weg in das Gebäude zu finden oder Wachen leise auszuschalten und abzulenken, um den Zutritt zum Gebäude zu gewährleisten. Hierbei ist die KI besonders gut gelungen, da es viele unterschiedliche Wachentypen und Vorgehensweisen gibt. Falls man sich nun für die erste Variante entscheidet, kann man nun die von Thief bereitgestellten Gadgets endlich zum Einsatz bringen: Da hätten wir zum Beispiel die Serientypischen unterschiedlichen Pfeilarten, wie die Wasserpfeile, um Feuer auszuschalten, oder Seilpfeile, welche an vorgegebenen Stellen benutzt werden können, um an höher gelegene Orte zu gelangen aber auch die Standards wie Breitkopfpfeile, um Wachen zu verletzen und ihnen ins Knie zu schießen. Bei der zweiten Variante kommt Garrets Schlagstock zum Einsatz, entweder um à la Deus Ex Wachen in einer kleinen Animation von hinten auszuschalten oder um sich durch selbige durchzukämpfen. Die beste Variante ist aber immer noch ein Geist zu bleiben: Keine Wachen oder Tiere k.o. schlagen oder gar töten. Doch falls dabei mal etwas schief läuft, keine Sorge, denn durch einige Free-Running Aktionen kann Garret sehr schnell fliehen, falls eine Wache ihn mal entdeckt hat und die Suche nach einem Spind oder Schrank zum Verstecken vergebens war. Dabei hilft der eben bereits erwähnte, eine gewisse Ähnlichkeit zu der Nachtsicht in Dishonored habende, Fokus enorm.

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Mit dem Fokus werden wichtige Objekte blau markiert.

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Mit Gold können wir uns später bei Händlern Upgrades und Ausrüstung kaufen

Viele Spieler der alten Thief Teile finden diesen sicherlich überflüssig: Es werden interagierbare Objekte blau markiert und mit gefundenen oder gekauften Fokuspunkten kann man im späteren Spielverlauf Gegner im Kampf mit fast nur zwei Schlägen ausschalten. Zwar muss Fokus durch die Einnahme von Mohn nach dem Benutzen wieder aufgeladen werden, jedoch finde ich trozdem, dass dieses Feature etwas überflüssig ist, auch wenn es unerfahrenen Spieler einen gewissen Halt gibt. Abschließend bleibt zu sagen, dass Thief im Gameplay mit seinen altbewährten, aber auch einigen neuen Funktionen, punktet.

Das Gameplay von Thief stützt sich auf sehr gute altbewährte Funktionen, wie die Pfeilarten, jedoch setzt es auch auf vereinfachtes Spielen durch Funktionen wie beispielsweise der Fokus.

Eine Freude für Auge und Ohr

Grafisch kann man über Thief sagen, dass es zwar kein Effektefeuerwerk ist, aber dennoch sehr gut aussieht. Das dunkle Setting und die raue Stadt werden schön dargestellt. Zwar bemerkt man an einigen Stellen verschmierte Texturen, doch fällt das im Gesamteindruck kaum auf. Verspielte Animationen von Garret, beispielsweise beim Öffnen eines Tresors, tragen dabei außerdem zur Atmosphäre bei. Das Ganze wird untermalt von einem unglaublich guten, von Luc St Pierre komponierten, orchestralichen Soundtrack, der orchestral bleibt, bis es zur Entdeckung Garrets durch eine Wache kommt. Dann wird der Soundtrack zusätzlich mit kleineren Computereffekten gemixt, was ihm, wie ich finde, sehr gut steht.

Die Grafik und der Soundtrack von Thief sind insgesamt sehr gut.

Fazit

Das Reboot Thief versucht im Gameplay Altbewährtes mit Neuem zu kombinieren und schafft dieses auch ganz gut. Auch die Atmosphäre, Grafik und Soundtrack sind gelungen. Jedoch bleibt hier eindeutig die Story auf der Strecke. Zwar bietet diese gute Level, aber auch wenig interessante Aspekte und verschenktes Potential in puncto Charaktere. Trotz alledem finde ich Thief hat ein „sehr gut“, wegen den positiven Aspekten in Sachen Atmosphäre und Gameplay, verdient. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich kein hartgesottener Thief-Veteran bin.

8-Wertung

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