Killer is Dead ist ein Suda-Spiel. Um das zu erkennen, bedarf es keiner zehn Sekunden des abgedrehten Styles. Doch hat das neuste Werk des Kultentwicklers abseits dessen noch mehr zu bieten?
Blutgetränkter Mond
Killer is Dead spielt in einer Zukunft, in der High-Tech-Protesen und Reisen zum Mond alltäglich sind. Ihr begleitet den Frauenhelden Mondo Zappa, bei seiner Arbeit in einer Argentur für Auftragskiller. Doch statt sich in einem verruchten Millieu zu bewegen, ist Mondo mit diesem Job quasi verbeamtet. Ja, die Argentur ist eine Regierungsbehörde und wird von Steuergeldern bezahlt… für Morde. Alle Aufträge von Mondo hängen anscheinend mit dem Mond zusammen und interessanterweise auch mit ihm. Doch was haben seine Albträume und sein bionischer Arm damit zu tun? Besonders zum Anfang wird euch öfters mal die Frage durch den Kopf schwirren: „Muss ich das jetzt verstehen?“ Doch später erschließt sich die Geschichte zumindest teilweise und erzählt einen recht guten und ernsten Fantasy-Thriller. Zwar habt ihr Humor zuhauf und vollkommen überzeichnete Charaktere, allerdings wird es nicht annähernd so präpubertär wie zum Beispiel bei Sudas letztem Werk Lollipop Chainsaw.
Töten und Flirten
Spielerisch ist Killer is Dead recht simpel. Vielleicht ein wenig zu simpel. Das Kampfsystem besteht aus schlagen und blocken mit eurem Katana, schießen mit eurem bionischem Arm und ausweichen… mit euren Beinen. Hinzu kommen eine handvoll neu erlernbarer Fähigkeiten, welche zwar allesamt ihre Daseinsberechtigung haben, aber zu mehr Spieltiefe kaum beitragen. Ein echter Motivationsschub während der Missionen sind hingegen die durchgeknallten Bossgegner, welche gewohnt nach einem festen Muster angreifen und auch teilweise ein wenig fordern.
Wenn ihr euch nicht in den Storymissionen herumtreibt, dann könnt ihr entweder kleinere Nebenmissionen machen oder Frauen in kleineren Minispielen abschleppen. Hierbei müsst ihr durch spannen Mut sammeln, um die Angebetete anzusprechen und mit einem Geschenk ihr Herz erobern. Das ist nicht besonders anspruchsvoll und verliert auch schnell seinen Reiz, aber immerhin eine kleine Abwechslung. Dabei gilt auch in Killer is Dead, was im echten Leben gilt: einmal gucken ist ok, stumpf glotzen geht aber so gar nicht.
Spaß am Style
Das beste Spiel des Jahres ist Killer is Dead sicherlich nicht. In Sachen Style hingegen, hat es gute Chancen aufs Treppchen zu kommen. Allerdings könnte die überdrehte Art gerade westliche Spieler abschrecken, denn das Spiel hat sich die „Made in Japan“-Plakette redlich verdient. Nicht nur, die Endbosse sind absolute Freaks, auch das gesamte Setting, die Mitarbeiter der Argentur, sowie die Kunden, einfach alles verzichtet auf den Anspruch auch nur annähernd logisch zu sein. Das muss man nicht verstehen, sondern einfach mögen können. Dieses Spiel ist der Todfeind aller Realitätsfreunde und je weniger ihr hinterfragt, desto besser. Wer Suda kennt und liebt, wird hingegen nicht überfordert sein, sondern sich direkt wieder zuhause fühlen. Grafisch erwartet euch der passende Cellshading-Look, nicht weltbewegend, aber passenderweise bei Gamern genauso ein zweischneidiges Schwert, wie der Style. Einzig und allein über die Musik lässt sich nicht streiten. Nicht verwunderlich, denn Akira Yamaoka (Komponist u.a. für Silent Hill) zeigt mit Soundtracks, die passend auf die Level zugeschnitten sind, warum er zu den Besten gehört.
Killer isn’t Dead
Ein perfektes Spiel ist Killer is Dead nicht. In Sachen Gameplay ist das Spiel leider nur Durchschnitt. Was das Spiel jedoch von dem Einheitsbrei unterscheidet, ist mal wieder die Handschrift von Suda 51. Den Stil muss man mögen und wer ihn nicht mag, wird dieses Spiel hassen. Doch ob man ihn nun mag oder nicht: Das Spiel hat mehr Stil als so mancher AAA-Titel. Wer ein Spiel sucht, welches so weit vom Durchschnitt entfernt wie nur irgend möglich ist, kann seinen Blick ruhig auch auf Killer is Dead richten.
Unsere Wertung
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