5stolze Jahre mussten wir darauf warten, dass Hideo Kojima uns ein neues Metal Gear beschert. Dabei fällt zuerst auf: dieses mal heißt es nicht Solid sondern Rising. Und nach einer kurzen Anspielrunde auf der Gamescom 2012 war klar: Mit dem anderen Namen kommt auch anderes Gameplay. Ob Rising zu höherem schwebt als einem kleinem Appetithäppchen vor MGS5, das erfahrt ihr hier.
Jack is Back
Statt des sympatischen Antihelden und Konamis Aushängeschild Solid Snake übernimmt sein ehemaliger Kollege Jack – Codename Raiden – in Metal Gear Rising die Hauptrolle. Dieser hat sich seit seinem ersten Auftritt in Metal Gear Solid 2 von einem verweichlichten Romantiker zu einem saucoolen Kampfcyborg entwickelt.
Rising spielt einige Jahre nach Metal Gear Solid 4. Nachdem das Kontrollsystem der Patriots (siehe Goodbye Ps3: Metal Gear Solid 4) zerschlagen wurde, brach die gesammte Kriegswirtschaft zusammen und die privaten Militärunternehmen mussten sich neuen Aufgaben widmen. Raiden schloss sich dabei der Firma Maverick an, welche als Sicherheitsfirma half den Frieden in Afrika wiederherzustellen und den Kontinent langsam zu demokratisieren. Allerdings waren nicht alle glücklich über das Ende der Kriegswirtschaft und so versucht eine der großen Militärfirmen das Erbe der Patriots wieder auferleben zu lassen. Raiden muss dabei nicht nur gegen eine Reihe mächtiger Cyborgs antreten sondern auch mit seinen eigenen Überzeugungen kämpfen. Die Story ist mal wieder gewohnt spannend und sogar relativ leicht zu verstehen. Die Cutscenes sind angenehm kurz gehalten, um die Action nicht zu sehr herauszuzögern. Leider zwingen einen hingegen die Telefonate immer wieder mitten im schnellen Gameplay zum anhalten. Das hätte man wesentlich besser lösen können.
Zweischneidiges Gameplay
Beim Gameplay holte sich Kojima Hilfe von Platinum Games, welche auch gleich mal ihre Hausmarken Bayonetta und Vanquish mitbrachten. Und genauso spielt sich auch Metal Gear Rising. Es ist ein schnelles und kompromissloses Hack’n’Slay. Ihr schnezelt euch also möglichst stylisch durch Unmengen an Gegnern und lernt dabei verschiedenste Moves und Taktiken kennen. Die Bossgegner fragen am Ende jeden Abschnitts das gelernte ab und spendieren euch nach dem Sieg eine neue Sekundärwaffe, die euch dank der für Credits kaufbaren Fähigkeiten zum Teil coole neue Kombinationen aus dem Controller zaubern lässt. Rising zeichnet sich dabei vorallem durch die Spezialschnitttechnik aus, bei der Raiden den Gegner per Schwung mit seiner Hochfrequenz-Klinge (ja das ist der wissenschaftliche Name seiner Waffe) mal eben halbieren kann. Wer bei solchen Sätzen schon einen Pflichtkauf in Österreich wittert, hier die Entwarnung: Das Spiel ist trotz der hohen Gewaltdarstellung in Deutschland uncut erhältlich. Dafür gibt es zwei Gründe: zum einen stellt ihr euch ausschließlich Robotern und Cyborgs, sodass ihr statt Organen maximal Metall zu gesicht bekommt (an alle Gore-Fetischisten: keine Sorge das Blut ist trotzdem rot). Zum andern wird dieses Gewaltsame Vorgehen Raidens in der Story auch kritisch hinterfragt. Für die FSK wohl genug Grund das Spiel uncut durchgehen zu lassen.
Leider bietet das Gameplay ansonsten kaum interessantes und ist mit 6 Stunden Spielzeit eindeutig zu kurz. Die Ninjakills, die zusammen mit dem serientypischen Karton zum verstecken versuchen, noch etwas Stealth-Gameplay reinzukriegen, sind zwecks der einfach nur lächerlichen Intelligenz der Feinde kaum der Rede wert. Abseits dessen empfehle ich niemanden hier auf Stealth zu gehen, genauso wie man in Metal Gear Solid 4 nicht auf Rambo gehen sollte: es ist zwar möglich, macht aber einfach keinen Spaß!
Irgendwie Badass
Was Rising zu etwas besonderem macht, das ist nicht nur die Tatsache einen der coolsten Freaks der Videospielgeschichte zu steuern – ernsthaft, ihr spielt einen gottverdammten Cyborg-Ninja! – nein, einfach alles andere drum herum ist mindestens genauso badass, wie Raiden. Als Sidekick steht euch die K.I. namens Wolf zur Verfügung, welche unter Raidens Führung lernt, als frei denkendes Wesen, statt als gehorsamer Roboter zu agieren. Im Hintergrund des Team Raiden agiert ein deutscher Wissenschaftler, der scheinbar selbst in größter Gefahr einzig und allein den Blick auf die Forschung richtet. Doch auch die Bossgegner sind vorallem eins: Badass! Sei es nun eine Dame, die Robotern die Arme ausreißt, um sie sich anzustecken, oder aber Roboter die um ein vielfaches größer sind als Raiden. Das Spiel post mit seinen Extremen; immer größer, immer gefährlicher, immer durchgeknallter muss es sein. Ein absolut cooler Moment jagt den nächsten. Dazu passend peitscht euch der Soundtrack mit einer Mischung aus Elektro und Rock in den Kämpfen noch zusätzlich ein. Rising trieft so sehr vor Hack’n’Slay-Klishees, dass es schon fast lächerlich ist. Und so bringt euch so manche Szene vor Lächerlichkeit zumindest zum schmunzeln.
Leider geil
Metal Gear Rising: Revengeance ist alles andere als perfekt. Es ist nicht besonders lang oder anspruchsvoll und haut sich hier und da Patzer rein, die nicht hätten sein müssen. Warum bei einer ansonsten guten Synchronisation ausgerechnet der Deutsche nicht von einem Deutschen gesprochen wird (es fällt wirklich sehr negativ auf), oder die Grafik so sparsam mit schicken Effekten umgeht trügen das Bild eines ansonsten aber guten und auch spaßigen Spiels. Es ist kein „must have“ aber zumindest ein „nice to have“. Als Metal Gear-Fan lohnt sich der Kauf mit Blick auf die Story auf jeden Fall, alle anderen sollten besser zu Devil May Cry und co. greifen. Rising ist eines der Spiele die man nicht unbedingt empfehlen kann, von denen ich aber gerne eine Fortsetzung sehen würde. Der Weg zum Genrethron ist weit, doch Rising ist auf dem richtigen Weg.
Unsere Wertung
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